AMA GI MAGAZIN
TAMARA ODERMATT
29.7.2023

Berufsbild KomplementärTherapie

Das Wichtigste aus dem Berufsbild der KomplementärTherapie

1.2 Arbeitsfelder

Der*Die KomplementärTherapeut*in arbeitet überwiegend selbständig-erwerbend und alleinverantwortlich, aber auch angestellt und innerhalb eines interdisziplinären Teams

  • in eigener Praxis oder Gemeinschaftspraxis
  • in medizinischen Gesundheitszentren
  • in Rehabilitationszentren, Spitälern, Kliniken
  • in Institutionen des Erziehungs- und Sozialwesens
  • in Wirtschaftsunternehmen im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung.

1.3 Klientel

Die Dienstleistungen der KomplementärTherapie werden von allen Bevölkerungsgruppen in Anspruch genommen.

Im Rahmen der beruflichen Weiterentwicklung kann sich der*die KomplemenärTherapeut*in auch spezialisieren, sei dies auf spezifische Zielgruppen (z.B. Säuglinge, Kinder und Jugendliche, Schwangere, risikobelastete Berufsgruppen, Seniorinnen und Senioren) oder auf spezifische Beschwerdebilder (z.B.Stressfolgen, Unfallfolgen usw.).

Zur Klientel gehören Personen, welche die KomplementärTherapie als alleinige Behandlungsform wählen. Andere Personen nutzen die komplementärtherapeutische Arbeit vor oder parallel zu einer laufenden oder nach einer abgeschlossenen schulmedizinischen oder unfallbedingten Behandlung.

Der*Die KomplementärTherapeut*in behandelt und unterstützt Menschen

- bei somatischen und psychosomatischen Beschwerden

- bei Befindlichkeitsstörungen und psychischem Leiden

- bei medizinisch abgeklärten funktionellen Gesundheitsstörungen oder diffusen Beschwerden, welche bisher keiner medizinischen Diagnose zugeordnet werden können

- bei medizinisch abgeklärten Krankheiten und Behinderungen

- nach Unfällen und medizinischen Eingriffen zur Rehabilitation.

Behandlungsziele sind im Wesentlichen:

- Ganzheitliches Erfassen und Behandeln von Beschwerden

- Ganzheitliche Stärkung der Selbstregulierungskräfte des Organismus

- Initiieren und stärken von Genesungsprozessen

- Vermeiden von Symptomverschlimmerungen

- Verhindern oder mildern von Sekundärproblemen bestimmter Krankheitsbilder

- Erwerben neuer Sicht- und Handlungsweisen zur Stärkung der Genesungskompetenz

- Erlernen eines besseren Umgangs mit Belastungen und Schmerzen

- Wiedererlangen von körperlicher und seelischer Kraft, Stabilität und Flexibilität

2.1 Grundlagen der KomplementärTherapie

Menschenbild

KomplementärTherapie stützt sich auf ein Menschenbild mit folgenden Merkmalen ab:

- Ganzheitlichkeit – Der Mensch ist eine Einheit von Körper, Seele und Geist, die untrennbar miteinander verbunden sind und mit dem Umfeld der Person in Wechselwirkung stehen.

- Individualität – Jeder Mensch ist in seiner Art einzigartig. Seine Lebensgestaltung, sein Erleben von Gesundheit und Krankheit und seine Selbstregulation sind individuell.

- Gemeinschaftlichkeit – Der Mensch ist eingebunden in Beziehungen, Gemeinschaft und Umwelt. Er ist darauf angewiesen, in einem relativ sicheren Umfeld zu leben, sein Potenzial in die Gesellschaft einzubringen und Liebe, Anerkennung, Respekt und Würde zu erfahren.

- Heterostase – Der Mensch ist sich laufend verändernden Einflüssen, Stressoren und Risikofaktoren ausgesetzt. Beschwerden, Schmerzen, Krankheiten, Schicksalsschläge und seelisches Leid sind untrennbar mit dem Leben verbunden und sind Herausforderungen, denen sich jeder Mensch zu stellen hat. Dies erfordert von ihm, sich belastenden Umständen anzupassen.

- Homöostase – Der menschliche Organismus ist darauf ausgerichtet, auch bei wechselnden

äusseren Einflüssen in einem lebensfähigen, dynamischen Gleichgewicht zu bleiben. Diese fortlaufende Regulation geschieht unbewusst wie auch bewusst über Denken, Fühlen und Handeln, in Wechselwirkung mit dem damit verbundenen körperlichen Geschehen.

- Selbstkompetenz – Der Mensch verfügt über ein ihm innewohnendes Potenzial zur Persönlichkeitsentwicklung und sinnstiftenden Gestaltung seines Lebens. Er ist bestrebt, seine körperlichen, seelischen und geistigen Möglichkeiten zu entfalten und zu verwirklichen und Selbstbestimmung zu erlangen. Der Mensch ist aktiver Mitgestalter seines Lebens, seiner Gesundheit und seines Wohlbefindens.

Ziele

KomplementärTherapie sieht Genesung als ein individuelles und ganzheitliches Geschehen, welches Körper, Seele, Geist und Umfeld betrifft. KomplementärTherapie strebt daher das gezielte Stärken folgender Bereiche an:

- Stärkung der Selbstregulation – auflösen von Ungleichgewichten und Störungen der Selbstregulation als Ursachen von Beschwerden, Gesundheits- und Leistungsbeeinträchtigungen

- Förderung der Selbstwahrnehmung – anleiten zu einer differenzierten Körperwahrnehmung, die Bewusstseinsprozesse auslöst und krankmachende bzw. gesundheitsfördernde Verhaltensweisen und Lebensbedingungen erkennen lässt

- Stärkung der Genesungskompetenz – unterstützen der Klienten im Umgang mit Beschwerden und Krankheit und im Entwickeln und Festigen der Fähigkeit, die eigenen körperlichen, seelischen und geistigen Kräfte optimal zur Genesung einzusetzen

Therapeutische Arbeit

Komplementärtherapeutisches Handeln erfolgt methoden-, körper- und prozesszentriert und ist interaktiv ausgerichtet:

- Methodenzentriert – KomplementärTherapeut*innen stützen ihr Handeln auf ihre methodenspezifische Kompetenz ab.

- Körperzentriert – KomplementärTherapeut*innen nehmen den Körper, dessen Form, dessen Ausdruck und Erleben zum Ausgangspunkt. Sie arbeiten mit Berührung, Bewegung, Atem und Energie und lassen körperliche Zustände erfahrbar und beeinflussbar machen.

- Prozesszentriert – KomplementärTherapeut*innen reflektieren und integrieren über Anleitung und Gespräch die körperlich ausgelösten Prozesse in Verbindung mit dem gezielten Erweitern und Stärken der Ressourcen und dem Initiieren und Festigen von nachhaltigen Veränderungsprozessen.

- Interaktiv – KomplementärTherapie ist gemeinsames Handeln; das therapeutische Geschehen entwickelt sich im nonverbalen und verbalen Dialog in der Beziehung zwischen Therapeut*in und Klient*in.

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